Magen-Darm-Diagnostik
Laborleistungen im Überblick
Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung leiden an unklaren Magen-Darm-Beschwerden, die sich als Blähungen, rezidivierender Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen oder Erbrechen darstellen. Als Ursachen können unterschiedliche Faktoren in Frage kommen:
- eine ungünstige Zusammensetzung der Darmflora (Dysbiose)
- ein Mangel an Verdauungsenzymen oder Gallensäuren (Maldigestion)
- eine Störung der enteralen Nahrungsresorption (Malabsorption)
- eine extrem fett- und eiweißreiche Ernährung (Malnutrition)
- bakterielle oder virale Infektionen des Darms
- eine ungesunde Ernährungsweise
- Medikamenteneinnahme
- psychische Belastungen
- Endotoxine (z.B. aus wurzelgefüllten oder toten Zähnen) und andere Toxine
Zur Abklärung von gastrointestinalen Beschwerden kann vom Nachweis einer gestörten intestinalen Mikroflora bis hin zum Nachweis einer gestörten intestinalen Permeabilität ein breites Spektrum an labordiagnostischen Analysen herangezogen werden.
Was Darmbakterien so alles können und wofür wir sie brauchen
Bakterien haben im Sprachgebrauch einen eher negativen Ruf, da es sich in der allgemeinen Wahrnehmung um Krankheitserreger handelt. Sie sind für den Menschen jedoch unverzichtbar. Nach dem heutigen Stand der Forschung besiedeln mehr als 1.000 unterschiedliche Bakterienspezies den Menschen und jeder Mensch beherbergt dabei mindestens 160 Spezies, die direkt oder indirekt an den physiologischen Prozessen wie Metabolismus, Immunität und Schutz vor anderen pathogenen Keimen beteiligt sind.
Die bakterielle Zusammensetzung des Mikrobioms wird von Faktoren wie dem Alter, der Ethnie sowie von lebenslangen Umwelteinflüssen (z. B. Ernährung, Alkohol, Antibiotika) beeinflusst. All diese Faktoren üben einen Selektionsdruck auf Mikroorganismen des Darms aus. Gleichzeitig hat das Darm-Mikrobiom dennoch die Fähigkeit zur Selbstregeneration (Resilienz), d. h. es kann seine Homöostase nach einer externen Störung (z. B. Infektion oder Antibiotikabehandlung) wiederherstellen.
Das intestinale Mikrobiom, die Gesamtheit aller den Darm besiedelnden Mikroorganismen, ist für den Gesundheitszustand des Menschen von essentieller Bedeutung.
Die Aufgaben der physiologischen Bakterienflora im Darm sind vielfältig:
- Resorption von Nahrungsspaltprodukten
- Mitwirkung an Entgiftungsprozessen
- Förderung der Durchblutung
- immunologisches Training und Vorbeugung von Allergien gegenüber Nahrungsmitteln
- Bildung einer natürlichen Schutzbarriere gegen pathogene Keime und Fremdsubstanzen
Darmbakterien helfen Nährstoffe und Vitamine zu produzieren
Darüber hinaus spielen Darmbakterien eine wichtige Rolle im menschlichen Metabolismus hinsichtlich der Synthese von u.a. Vitamin K und B12 sowie von Folsäure. Sie zersetzen außerdem unverdaute Nahrungsbestandteile und erzeugen daraus kurzkettige Fettsäuren wie Milch-, Essig-, Propion- und Buttersäure. Diese Fettsäuren tragen nicht nur zur deutlich besseren Energiegewinnung bei, sondern sind die Hauptenergiequelle für die Zellen der Darmschleimhaut und spielen u.a. eine große Rolle bei der Prävention von chronisch entzündlichen Erkrankungen sowie von Darmkrebs.
Darmbakterien stimulieren das Immunsystem
Mit einer Gesamtoberfläche von über 200 m2 besitzt der Darm die größte Kontaktfläche zur Außenwelt. Durch die ständige Präsenz von Bakterien, Pilzen, Viren, Parasiten, ihren Stoffwechselprodukten, Toxinen, Allergenen sowie Nahrungsantigenen bildet der Darm einen Großteil der erworbenen Immunität. Wird die Vielfalt z.B. durch Fehlernährung, Stress oder Medikamente gestört, zeigt sich das häufig durch das vermehrte Auftreten von Infekten, Allergien etc.
Die anspruchsvolle Aufgabe des intestinalen Immunsystems ist es, eine Balance zwischen Toleranz gegenüber harmlosen Keimen und Immunität gegen Krankheitserreger zu halten. Dies wird durch verschiedene regulatorische Anpassungen erreicht, die zwischen den Bakterien, den Darmepithelzellen und den Immunzellen des Magen-Darm-Trakts stattfinden.
Marker für eine gesunde Darmschleimhaut
Die beiden wichtigsten mukosaprotektiven Keime sind Akkermansia muciniphila und Faecalibacterium prausnitzii.
Dabei besitzt Akkermansia muciniphila eine antientzündliche Wirkung und zeigt einen positiven Effekt auf die Erhaltung einer intakten Darmbarriere. Faecalibacterium prausnitzii gehört zu den größten buttersäurebildenden Bakterien im Dickdarm. Durch die Produktion dieser kurzkettigen Fettsäure werden ebenso entzündliche Prozesse im Darm erheblich reduziert und chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sowie das Reizdarmsyndrom positiv beeinflusst.
Was stört eine gesunde Darmflora
Ungünstige Ernährungsgewohnheiten wirken sich negativ auf die Entwicklung des Mikrobioms aus. In der Jugend sowie im Erwachsenenalter stören vor allem folgende Faktoren die Entwicklung und Erhaltung des Mikrobioms:
- Stress
- industriell erzeugte Lebensmittel
- Zutaten wie Süßstoffe, Alkohol oder Umweltgifte in den Nahrungsmitteln
Darüber hinaus ist oft eine Antibiotika-Therapie, die nicht zwischen pathogenen und physiologischen Keimen unterscheidet, der Hauptgrund für die Entwicklung von Dysbiosen. Die Notwendigkeit einer antibiotischen Therapie sollte daher immer sorgfältig abgewogen werden.
Mikrobiom-assoziierte Erkrankungsrisiken
Störungen des Mikrobioms (z. B. aufgrund einer Dysbiose), eine verminderte mikrobielle Diversität oder Fehlbesiedlungen des Darms können als Risikofaktoren für zahlreiche Krankheiten in Frage kommen.
Zu diesen gehören u. a.
- eine gestörte Peristaltik (Durchfall bzw. Verstopfung)
- das Reizdarmsyndrom (Bauchschmerzen, Blähbauch, Völlegefühl, Durchfall, Verstopfungen, Blähungen)
- kardiovaskuläre Erkrankungen
- metabolische Erkrankungen (Diabetes mellitus, Adipositas oder Fettstoffwechselstörungen)
- Autoimmunkrankheiten wie Allergien oder Schuppenflechte (Psoriasis)
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa bzw. Morbus Crohn)
- Tumorerkrankungen
- neurologisch-psychiatrische Erkrankungen.