Ernährungsmedizin und Vitalstoffe
Laborleistungen im Überblick
Die Ernährungsmedizin beschäftigt sich mit den Nährstoffen und lebensnotwendige Substanzen, die der Körper für Wachstum, Energiegewinnung und zur Aufrechterhaltung aller lebenswichtigen Funktionen benötigt. Sie werden im Wesentlichen in der Ernährungsmedizin in Makro- und Mikronährstoffe unterteilt.
Makronährstoffe - Kohlenhydrate, Proteine sowie Fette – gelten als Hauptbestandteile der Nahrung und als Teil der Ernährungsmedizin. Zu den Mikronährstoffen gehören Vitamine, Mineralstoffe (Mengen- und Spurenelemente), (proteinogene) Aminosäuren, (essenzielle) Fettsäuren und Vitaminoide wie Coenzym Q10. Im Rahmen der komplementärmedizinischen Therapie sind auch sekundäre Pflanzenstoffe sowie Präbiotika und Probiotika als Vertreter der Mikronährstoffe von großer Bedeutung.
Mit der richtigen Auswahl an Nahrungsmitteln können zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte genutzt werden, die in der Prävention auch von schwerwiegenden Erkrankungen von großer Bedeutung sind. Zudem können immunologische Vorgänge günstig beeinflusst werden.
Eine ausgewogene, vollwertige Ernährung liefert neben Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten alle lebensnotwendigen Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe.
Westliche Ernährung: zu süß, zu fett, zu viel
Die heutige westliche Ernährungsweise zeichnet sich durch eine hochkalorische und vitaminarme Zusammensetzung aus, wodurch hohe Mengen an niedermolekularen Kohlenhydraten in Form von Auszugsmehlen, an raffiniertem Zucker sowie an qualitativ minderwertigen und verarbeiteten tierischen Produkten aufgenommen werden. Eine ebenfalls erhöhte Aufnahme an fettreichen Lebensmitteln, insbesondere mit ungünstiger Fettsäurezusammensetzung kann mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit in Verbindung gebracht werden. Die negativen Effekte werden außerdem durch einen erhöhten Salzkonsum sowie einen generellen Mangel an vollwertigen Lebensmitteln wie Vollkornprodukte, Obst, Nüsse und Gemüse, zusätzlich verstärkt.
Ungünstige Fettsäurezusammensetzung -> hohe Mengen an gesättigten Fettsäuren und Transfettsäuren, sowie gleichzeitig geringe Mengen an einfach/mehrfach ungesättigten Fettsäuren
Darüber hinaus kann der regelmäßige Verzehr säurebildender Lebensmittel, zu denen auch tierische, proteinreiche oder zuckerhaltige Produkte zählen, zu einer verstärkten Bildung und Ansammlung organischer Säuren führen. Als Folge kann ein Ungleichgewicht des Säure-Basen-Haushaltes eintreten der die Entwicklung zahlreicher gesundheitlicher Beschwerden wie Osteoporose oder Nierenerkrankungen begünstigen kann.
Latenter Mikronährstoffmangel
Erhebungen in Deutschland zeigen, dass die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu den Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen über die Ernährung oftmals nicht erreicht werden. Dies betrifft vor allem Vitamin D, Folat, Calcium, Eisen und Vitamin E. Aber auch Vitamin B12, Jod, Magnesium und Kalium stellen, z. T. in bestimmten Lebenssituationen/-formen, kritische Elemente dar. Mikronährstoffdefizite können über Jahre hinweg verschiedene, ineinander übergehende Stadien durchlaufen, bevor sie klinisch eindeutig in Erscheinung treten. Ein latenter Mikronährstoffmangel kann unspezifische Symptome wie Antriebslosigkeit, Infektanfälligkeit, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit oder depressive Verstimmung hervorrufen. Daher lässt die alleinige Beurteilung der klinischen Symptomatik in vielen Fällen keine Rückschlüsse auf spezifische Unterversorgungen mit Mikronährstoffen zu.
Oxidative (Dys-)Balance
Eine Überernährung mit fett- und zuckerreichen Lebensmitteln sowie (chronischer) Stress und UV-Strahlung sind alltägliche Faktoren, die zur Entstehung von oxidativem Stress im Organismus beitragen. Weitere Faktoren wie Zigarettenrauch oder Alkohol können diesen Zustand zusätzlich verstärken. Eine sogenannte oxidative Dysbalance kann die Folge sein, welche mit einer gesteigerten Bildung freier Radikalen und der Entstehung von Zellschäden in Verbindung steht.
Eine ausreichende Zufuhr an Antioxidantien trägt wesentlich zur Neutralisierung dieser oxidativ wirksamen Radikale bei, was durch eine vollwertige Ernährung mit reichlich Gemüse und Obst sowie hochwertigen Pflanzenölen gewährleistet werden kann. Dabei sollten Gemüse und Obst möglichst mit Schale verzehrt werden, da insbesondere in und direkt unter der Schale hohe Mengen an antioxidativ wirksamen sekundären Pflanzenstoffen enthalten sind. Dies lässt sich eindrücklich am Beispiel eines geschälten Apfels verdeutlichen. Es müssten 15 geschälte Äpfel verzehrt werden, um die gleiche Menge des sekundären Pflanzenstoffes Quercetin aufzunehmen, die in einem einzigen ungeschälten Apfel enthalten sind.
Zufuhr von tierischen Fetten, Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren
Neben einer Verringerung der Fettzufuhr sollte ebenso auf die Zusammensetzung der einzelnen Fettsäuren geachtet werden, die insbesondere durch den Anteil an Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren beurteilt werden kann.
So ist das Verhältnis von Omega-6/Omega-3-Fettsäuren ein hilfreicher Indikator zur Beurteilung der Entzündungsneigung des Organismus. Optimalerweise sollte dieses unter 5:1 liegen, ist jedoch oftmals mit etwa 15:1 deutlich erhöht. Je höher das Verhältnis liegt, desto höher ist die Entzündungsneigung.
Eine hohe Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren kann durch die Verwendung kaltgepresster, nativer Pflanzenöle – bevorzugt biologisch hergestellt – sowie den Verzehr von Wildfleisch, Fleisch aus Weidehaltung sowie Fisch erreicht werden. In pflanzlichen Ölen (z. B. Chia-, Lein-, Leindotter-, Hanf-, Walnuss- und Rapsöl) sowie in Leinsamen oder Walnüssen lassen sich hohe Konzentrationen der essentiellen α-Linolensäure nachweisen.
Zu Fischsorten, die einen hohen Anteil Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure enthalten, zählen Fettfische wie Lachs, Hering, Aal und Thunfisch oder auch Fische mit mittlerem Fettgehalt wie Sardinen. Einen ebenso hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren liefern Algen.
Omega-6-Fettsäuren sind dagegen vor allem in Fleisch und Wurst aus konventioneller Tierhaltung sowie in Pflanzenölen wie Distel-, Sonnenblumen-, Kürbiskern- oder Traubenkernöl enthalten.
Einfache und komplexe Kohlenhydrate
Ebenso wie eine hohe Zufuhr fetter, tierischer Nahrungsmittel wirkt sich ein hoher Anteil niedermolekularer Kohlenhydrate in der Ernährung negativ aus. Zu diesen Kohlenhydraten zählen schnell resorbierbare Kohlenhydrate wie zum Beispiel Saccharose, Glukose und Fruktose. Eine Überernährung mit Nahrungsmitteln reich an niedermolekularen Kohlenhydraten und einem hohen glykämischen Index (z. B. raffinierter Zucker, raffinierte Mehle, Süßigkeiten, Softdrinks) können zu erhöhten Blutzuckerspiegeln führen. Chronisch erhöhte Blutzuckerspiegel können eine Insulinresistenz und eine Beeinträchtigung der Insulinsekretion auslösen bzw. begünstigen.
Statt niedermolekularer, hoch glykämischer Kohlenhydrate sollten daher niedrig glykämische Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und (zuckerarmes) Obst bevorzugt verzehrt werden. Produkte, die konzentrierten Zucker enthalten (Trockenfrüchte, Süßigkeiten, Softdrinks), sollten dagegen nur selten auf dem Speiseplan stehen.
Vitamine
Vitamine sind sowohl organische als auch essenzielle Nährstoffe, die der menschliche Organismus nicht oder nur unzureichend selbst synthetisieren kann. Ihre Hauptaufgabe besteht darin bestimmte Stoffwechselprozesse zu regulieren und zu katalysieren.
So zählen beispielweise B-Vitamine wie Thiamin (Vitamin B1) oder Pyridoxin (Vitamin B6) zu den sog. neurotropen Vitaminen. Diese werden vor allem für den Nerven-, Gehirn- und Energiestoffwechsel benötigt. Als bedingt essenziell gelten Vitamine, die endogen, wenn auch nicht in ausreichender Menge, gebildet werden können. Zu diesen zählen Vitamin D, welches unter Sonnenexposition mithilfe der UV-B-Strahlung in der Haut synthetisiert werden kann, Vitamin K2, das im Dickdarm als bakterielles Stoffwechselprodukt entsteht, sowie Niacin (Vitamin B3), das in der Leber aus der Aminosäure Tryptophan hergestellt werden kann.
Vitamine kommen sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Nahrungsmitteln vor. Davon ausgenommen sind Vitamin B12 und Vitamin D, die nur in Spuren in pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten sind. Daher müssen diese zur Bedarfsdeckung über tierische Produkte oder Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften bzw. ihres Löslichkeitsverhalten werden Vitamine in wasserlösliche und fettlösliche Vitamine unterteilt:
Wasserlösliche Vitamine
- B-Vitamine:
Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B3 (Niacin), Vitamin B5 (Pantothensäure), Vitamin B6 (Pyridoxin), Vitamin B9 (Folsäure), Vitamin B12 (Cobalamine), Vitamin B7 bzw. H (Biotin) - Vitamin C
Fettlösliche Vitamine
- Vitamin A (Retinol)
- Vitamin D (Calciferole)
- Vitamin E (α-, β-, γ-, δ-Tocopherol und Tocotrienole)
- Vitamin K (Phyllo-, Menachinon)
Der menschliche Körper benötigt eine stetige Versorgung mit wasserlöslichen Vitaminen, da diese nur in geringem Maße gespeichert werden können. Im Gegensatz dazu lassen sich fettlösliche Vitamine vorwiegend in der Leber speichern, weshalb eine kontinuierliche Zufuhr nicht unbedingt erforderlich ist. Aufgrund dieser Depotbildung ergibt sich allerdings ein größeres Toxizitätspotential hinsichtlich der fettlöslichen Vitamine im Vergleich zu den wasserlöslichen Vitaminen.
Aminosäuren – Bausteine der Proteine
Aminosäuren sind elementare Bausteine der Proteine und somit Bestandteil von Struktur- und Transportproteinen (z. B. Kollagen), Enzymen, Immunglobulinen, Hormonen (z. B. Insulin) und Neurotransmittern (z. B. Noradrenalin). Aminosäuren werden unterteilt in essenzielle und nicht essenzielle Aminosäuren:
- essenzielle Aminosäuren: Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan, Valin, Histidin
- nicht essenzielle Aminosäuren: Alanin, Arginin, Asparagin, Asparaginsäure, Cystein, Glutamin, Glutaminsäure, Glycin, Serin, Tyrosin, Taurin, Prolin