Zöliakie
Bei der Zöliakie (Synonym: Sprue) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des Darms. Die Aufnahme glutenhaltiger Nahrung führt bei genetisch prädisponierten Personen zu entzündlichen Reaktionen des Darms. Diese Entzündungen führen zu für die Zöliakie charakteristischen Läsionen der Dünndarmschleimhaut bis hin zur vollständigen Atrophie (Gewebeschwund) der Zotten. Gemäß der Marsh-Klassifikation für die histologische Beurteilung eines Darmbiopsats muss für die sichere Diagnose Zöliakie zumindest eine Veränderung der Schleimhaut zum Typ II nachweisbar sein. Das Auftreten einer Zöliakie ist grundsätzlich in jedem Lebensjahr möglich; allerdings liegt die Rate der Neuerkrankungen bei Kindern deutlich höher als bei Erwachsenen. Ebenso tritt die Erkrankung bei Frauen mehr als doppelt so häufig auf als bei Männern.
Problemfall „Weizen“: Was macht krank?
Weizen gehört neben Mais und Reis zu den wichtigsten Kulturpflanzen unserer Zeit. Um Bedürfnisse wie fortwährende Ertragssteigerung, Vermeidung von Pflanzenschutzmitteln oder Anpassung an Klima- und Umweltbedingungen zu erfüllen, wird die Züchtung des Weizens kontinuierlich vorangetrieben. Moderne Zucht- und Anbaupraktiken sowie die industrielle Verarbeitung führen zu Änderungen der Proteinzusammensetzung des Getreides und damit auch zu einem höheren Anteil immunreaktiver Komponenten.
Die Symptome einer Zöliakie werden in genetisch veranlagten Personen durch den Verzehr des in vielen Getreidesorten vorkommenden Glutens (Klebereiweiß) ausgelöst; Getreide mit hohem Glutengehalt sind insbesondere
- Weizen
- Gerste
- Roggen
- Dinkel
- Kamut
- Einkorn
- Emmer.
Im Gegensatz zu den Getreideallergien stellt die Zöliakie eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des Darms dar, die durch eine fehlgeleitete Immunreaktion gegen den Getreidebestandteil Gluten ausgelöst wird.
Symptome einer Zöliakie
Die symptomatische Zöliakie zeichnet sich durch eine unzureichende Aufnahme von Nährstoffen aus und äußert sich durch Mangelerscheinungen wie
- Gewichtsverlust
- Anämie
- Eiweißmangelödeme und
- Fettstühlen (Steatorrhöen).
Die Bandbreite der klinischen Symptome sowie der Schweregrad des Krankheitsbildes können dabei sehr stark variieren. Bei Kleinkindern umfasst die volle Ausprägung des Krankheitsbildes
- ein aufgetriebenes Abdomen
- Diarrhöen
- Muskelhypotrophie
- Anorexie
- Wesensveränderungen (z. B. Weinerlichkeit)
- Eisenmangel
- Wachstumsverzögerung.
In der Pädiatrie sollte daher bei allen Fällen mit unklaren Entwicklungs- und Wachstumsstörungen an das mögliche Vorliegen einer Zöliakie gedacht werden.
Zöliakie-bedingte Mikronährstoffdefizite: Ursachen für Folgeerkrankungen und Komplikationen
Die Zöliakie ist primär wie zuvor dargestellt durch eine chronische Entzündung des Dünndarms charakterisiert, die gemeinhin zur Atrophie der Darmschleimhaut führt. Die Schädigung der Dünndarmschleimhaut geht u.a. mit einer gestörten Resorption und Aufnahme von Mikronährstoffen einher. Daraus resultierende Mangelerscheinungen, die häufig bei Zöliakie-Patienten beobachtet werden, betreffen
- Zink
- Eisen
- Vitamin A
- Vitamin B12
- Folsäure
- Calcium
- Vitamin D
- Vitamin B3.
Die Zöliakie-bedingte defizitäre Mikronährstoffversorgung kann weitere Folgeerkrankungen und Komplikationen nach sich ziehen.
Dazu zählen z.B.:
- Eisenmangelanämie
- Fertilitätsstörungen
- Migräne
- Osteoporose
Zöliakie und Autoimmunerkrankungen
Auffällig ist, dass viele Zöliakie-Patienten von weiteren Autoimmunerkrankungen betroffen sind. Eine der häufigsten Begleiterkrankung ist der Diabetes mellitus Typ 1, an dem immerhin fünf bis zehn Prozent aller Personen mit Zöliakie erkranken. Im Umkehrschluss ist damit zu rechnen, dass bei vielen Typ-1-Diabetikern eine nicht diagnostizierte Zöliakie vorliegt. Darüber hinaus zeigt auch die Hashimoto-Thyreoiditis (chronische Autoimmunerkrankung der Schilddrüse) ein wechselseitig gehäuftes Auftreten mit einer Zöliakie.
Diagnostik
Für die Diagnose einer Zöliakie gibt es keinen einzelnen beweisenden Test. Das analytische Spektrum für den Nachweis einer Zöliakie umfasst sowohl labordiagnostische (Serologie, Molekulargenetik) als auch klinische Untersuchungen (Histologie). Die gesicherte Diagnose stützt sich dabei im Wesentlichen auf folgende Befunde:
- klinische Untersuchung und Anamnese (auch Familienanamnese)
- serologischer Nachweis Zöliakie-spezifischer Antikörper
- molekulargenetischer Nachweis von Risiko-HLA-Allelen (HLA-DQ2/-DQ8)
- Dünndarmbiopsie (histologischer Nachweis einer spezifischen Enteropathie)
Downloads
- Getreideassoziierte Erkrankungen Zöliakie, Getreideallergie, NZWS
- Allergo-Screen®-Konzept Leitfaden für die Diagnostik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Anforderungsbogen A | Selbstzahler Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Magen-Darm-Diagnostik
- Anforderungsbogen A | Privatpatient Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Magen-Darm-Diagnostik