Biotin und Laboruntersuchungen: Mögliche Interferenzen durch Supplementierung verstehen
Biotin, auch bekannt als Vitamin B7 oder Vitamin H, wird häufig in Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten verwendet, da es positive Effekte auf Haut, Haare und Nägel haben kann. Dennoch kann eine Biotin-Supplementierung bei Laboruntersuchungen zu erheblichen Interferenzen führen. Insbesondere Immunoassays, die ein (Strept-)Avidin-Biotin-System nutzen, sind betroffen. Diese Systeme können durch überschüssiges Biotin im Blut gestört werden, was zu falsch erhöhten oder erniedrigten Laborwerten führt. Das Risiko solcher Interferenzen steigt mit der Biotin-Dosierung.
Welche Tests sind betroffen?
Laborparameter wie Cortisol, Estradiol, Progesteron oder Vitamin B12 können bei biotinabhängigen Immunoassays durch Biotin beeinflusst werden. Kompetitive Testprinzipien führen oft zu falsch erhöhten Werten, während nicht-kompetitive „Sandwich“-Testprinzipien in der Regel falsch erniedrigte Ergebnisse liefern. Dies kann die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen erheblich erschweren.
Empfehlungen zur Vermeidung von Interferenzen
Multivitaminpräparate mit Biotin-Dosierungen von 30 bis 60 µg pro Tag gelten als unbedenklich und beeinflussen die Testergebnisse nicht. Bei höher dosierten Supplementen (5 bis 10 mg/Tag) sollte eine Blutentnahme jedoch mindestens 8 Stunden nach der Einnahme erfolgen. Patienten, die therapeutisches Biotin in sehr hohen Dosen (> 10 mg/Tag, z. B. bei Multipler Sklerose oder genetisch bedingtem Biotinmangel) einnehmen, wird empfohlen, vor der Blutentnahme eine Karenzzeit von mindestens drei Tagen einzuhalten.
Maßnahmen bei GANZIMMUN
GANZIMMUN hat in den letzten Jahren zahlreiche biotinfreie Testsysteme etabliert, um präzise Ergebnisse zu gewährleisten. Dennoch werden einige Analysen weiterhin anhand biotinabhängiger Immunoassays durchgeführt. Das Leistungsverzeichnis und die Befundtexte von GANZIMMUN enthalten entsprechende Hinweise, um Ärzten und Patienten die richtige Interpretation der Ergebnisse zu erleichtern.
Wichtige Hinweise für Patienten
Um die Genauigkeit von Laboruntersuchungen zu gewährleisten, sollten Patienten ihre Ärzte und das Laborpersonal über die Einnahme von Biotin-Präparaten informieren. Dies gilt besonders für hochdosierte oder therapeutische Anwendungen.
Fazit
Die Biotin-Supplementierung bietet gesundheitliche Vorteile, erfordert jedoch besondere Aufmerksamkeit bei Laboruntersuchungen. Eine transparente Kommunikation zwischen Patienten, Ärzten und Laboren sowie die Beachtung präanalytischer Maßnahmen minimieren das Risiko fehlerhafter Diagnosen.
Daher empfiehlt sich zur Vermeidung von Interferenzen, bei Biotin-Dosierung von 5 bis 10 mg/Tag die Probenentnahme frühestens 8 Stunden nach der Biotin-Einnahme durchzuführen.