Die Spättyp-Allergie (Typ IV-Allergie)
Bei der Typ IV-Allergie handelt es sich um die häufigste allergische Erkrankung vom verzögerten Typ. Diese Reaktionen zeigen sich symptomatisch als Kontaktallergie (Kontaktekzem) sowie als Allergie gegen Dentalwerkstoffe (z.B. Zahnersatz, Füllmaterialien) oder Arzneimittelunverträglichkeit. Die typische Symptomatik tritt erst 24 bis 72 Stunden nach dem Kontakt mit dem auslösenden Allergen auf. Die Haupteffektorzellen der Typ IV-Allergie sind T-Lymphozyten. Bei der ersten Konfrontation des Organismus mit dem Allergen werden spezifische T-Zellen stimuliert und es bilden sich potenziell reaktive, langlebige Gedächtnis-T-Zellen, die im Körper erhalten bleiben. Dieser als Sensibilisierung bezeichnete Vorgang verläuft ohne erkennbare Symptome. Dringt das Allergen erneut in den Körper ein, so werden die Gedächtnis-T-Zellen wieder aktiviert und differenzieren zu Effektor-T-Zellen, welche dann am Ort des Allergenkontakts eine Entzündungsreaktion auslösen.
Kontaktallergie
Bei der Kontaktallergie handelt es sich um die häufigste allergische Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten Typ. Zwischen 15 und 28 % der Allgemeinbevölkerung sind gegen mindestens ein Kontaktallergen sensibilisiert. 7 % erkranken mindestens einmal pro Jahr an der häufigsten klinischen Manifestation einer allergischen Reaktion vom verzögerten Typ, der allergischen Kontaktdermatitis. Diese äußert sich meist als lokal begrenzte Entzündung mit juckenden oder nässenden Hautrötungen oder -schwellungen. Wird das auslösende Allergen entfernt, nimmt die kontaktallergische Reaktion nach wenigen Tagen ab und die betroffenen Hautstellen heilen in der Regel vollständig. Bei ständigem Kontakt mit dem Allergen kann sich jedoch ein chronisches Ekzem mit entzündlicher Verdickung und Verschuppung der Haut entwickeln (allergisches Kontaktekzem). Als Folge der fortgesetzten Schädigung der Haut ist ihre Barrierefunktion beeinträchtigt, was dazu führt, dass andere Allergene und Bakterien leichter eindringen und sich daher weitere, auch ausgedehnte Hautreaktionen ausbilden können.
Allergie gegen Dentalwerkstoffe
In der Zahnmedizin wurde eine deutliche Zunahme von Sensibilisierungen gegenüber in Kronen, Brücken oder Zahnspangen verwendeten Dentalwerkstoffen registriert. Oft sind es als Füllmaterial eingesetzte Legierungen aus verschiedenen Metallen, die Typ IV-Allergien auslösen. Des Weiteren kann die Ursache für die Überempfindlichkeiten auch in der Verwendung entsprechender Komposit-Zemente oder Prothesenkunststoffe begründet sein. Hier sind es vor allem Acrylate, die eine Reaktion hervorrufen können. Die mögliche klinische Symptomatik reicht von lokalen Reaktionen wie Zahn- oder Kieferschmerzen, Parodontitis oder Entzündungen der Mundschleimhaut bis hin zu unspezifischen, systemischen Beschwerden wie Kopf- oder Muskelschmerzen, Müdigkeit oder Depressionen.
Arzneimittelallergie
Arzneimittelreaktionen manifestieren sich häufig als Typ IV-Allergie. Abgesehen vom direkten Hautkontakt wie zum Beispiel bei Anwendung von Salben findet die Konfrontation des Organismus mit Medikamenten meist über die Schleimhäute oder, weil oft erst die Abbauprodukte von Arzneimitteln das Allergen darstellen, systemisch über die Blutbahn statt. Die klinische Symptomatik einer Arzneimittel- induzierten Typ IV-Allergie ist daher weniger typisch und sehr variabel. Die Haut ist häufig mit Exanthemen oder einer Urtikaria betroffen.
Diagnostik einer Typ IV-Allergie
Eine mögliche Sensibilisierung gegen Metalle, Dentalwerkstoffe oder Medikamente kann in vitro mit dem Lymphozytentransformationstest LTT (3HT-Memory-Spot®) untersucht werden. Die Stärke der im Test induzierten Proliferation der T-Zellen hängt entscheidend davon ab, ob zuvor bereits eine Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Antigen/Allergen im Körper stattgefunden hat, also eine Sensibilisierung besteht. Mit dem 3HT-Memory-Spot® kann daher die antigenspezifische zelluläre Gedächtnisfunktion in vitro überprüft werden.
Der Einsatz des standardisierten 3HT-Memory-Spots® zur Diagnose einer Sensibilisierung gegenüber Kontaktallergenen stellt in punkto Spezifität und Sensibilität eine valide Alternative zum Epikutantest am Patienten dar. Im Gegensatz zum Epikutantest können mit dem 3HT-Memory-Spot® auch Symptome abgeklärt werden, die sich nicht an der Haut, sondern an anderen Organen oder als unspezifische Befindlichkeitsstörung zeigen.